Die Story von Steffen

Mein Coming Out war ca. im Jahr 2014. Ich habe es meiner Besten Freundin erzählt mit der ich davor noch eine „Kindergarten“ Beziehung führte, weil ich damals glaubte wenn ich eine Freundin habe, gehen diese Gedanken schon weg. Nach der Beziehung war mir klar, es wird sich nichts daran ändern, dass ich Männer attraktiv finde. Meine beste Freundin hat positiv darauf reagiert, sie war nur sauer das sie nicht die erste war, der ich davon erzählte. Aber ich hatte Angst sie dabei verlieren zu können, darum habe ich mich zu erst bei einer unbedeutenden Person geoutet, bei der es nicht schlimm war wenn ich die Person verliere, einfach nur um die Reaktion auf das Outing zu testen. Ich habe es nicht vielen Menschen persönlich erzählt, stattdessen habe ich es irgendwann kurz und knapp in einem Facebook Post gemacht. Bis auf 1, 2 Hate Kommentaren war die Reaktion durchweg positiv. Mittlerweile wussten es alle, bis auf meine Mutter und mein Stiefvater. Ich wusste sie würden es früher oder später erfahren, aber ich konnte es ihnen nicht erzählen. Einige Wochen vergingen und ich fragte meine Mutter ob ich übers Wochenende mit wegfahren dürfte und mein Stiefvater brachte den Kommentar oder triffst du dich lieber mit Schwulen. Dies war der Moment an dem mir klar war ich muss es denn beiden sagen. Mein Stiefvater hat meiner Mutter die Schuld gegeben, ihr gesagt: „Die ganze Erziehung hast verkackt, dein erster Sohn ist ein Verbrecher und der zweite ist eine Schwuchtel.“

Die erste Reaktion meiner Mutter war: „Vielleicht hast du ja Probleme, dass du sowas sagst und wir müssen zum Arzt, dich behandeln lassen.“ Von meinem Stiefvater kamen öfters Kommentare wie „damals hätten sie dich vergast“ oder „sowas wie dich brauch ich nicht tolerieren“. Diese Situation hat mich einfach nur fertig gemacht, ich konnte es einfach nicht verstehen, dass alle positiv reagierten, nur die Person, von der man sich die Unterstützung am meisten erhofft hat nicht. Dass ich demisexuell bin habe ich nicht wirklich jemanden erzählt, es war einfach nur eine Tatsache, die ich über die Jahre festgestellt habe.  Als ich dann 19 war bin ich 263 km von zu Hause weggezogen und habe meine Flügel aus dem Käfig befreit. Seitdem ich ausgezogen bin habe ich auch wieder ein besseres Verhältnis zu meiner Mutter und sie fragt mich auch öfters, wie es meinem Freund geht oder wann ich ihn das nächste Mal mitbringe, wenn ich zu Besuch komme. Heute bin ich 24 und viel selbstbewusster als damals, ich mache mich mithilfe von Instagram für andere stark ohne darüber nachzudenken was Menschen über mich denken. Mir ist nämlich bewusst geworden, dass es immer Menschen geben wird die mich haten, aber umso schöner ist es zu wissen, dass ich andere mit meinen Posts ermutigen kann zu sich selbst zu stehen und auch weiß das es Menschen gibt die dankbar sind für das, was ich mache. Was ich sagen möchte manchmal mag ein Outing vielleicht schwierig sein, aber du bist nicht alleine da draußen und es wird immer jemanden geben, der dich dabei unterstützen wird, selbst wenn es am Anfang nur eine Person ist.